Erweiterung, Umbau und Sanierung des Hildegardis-Gymnasiums in Kempten

    Adresse:

    Lindauer Str. 22

    87439 Kempten (Allgäu)

    Auftraggeber:

    Stadt Kempten, Hochbauamt

    Wettbewerb:

    Zuschlag nach VOF-Verfahren, 1. Rang

    Beauftragte Leistung:

    Objektplanung LPH 1-9 HOAI

    Projektzeiten:

    Planung: ab 08/2013

    vorgezogenen Maßnahmen 08/2013

    Bauablauf in Abschnitten 03/2016 - 10/2020

    Instandsetzung Innenhof 08/2018 - 04/2020

    Baukosten:

    KGR 300+400

    7,0 Mio € inkl. MwSt.

    Energiestandard:

    Neubau: Passivhaus

    Sanierung: Passivhauskomponenten

    Projektbeteiligte:

    Tragwerksplanung:

    Dr. Schütz Ingenieure, Kempten

     

    HLS-Planung:

    Ingenieurbüro Hirdina, Betzigau

     

    Elektro-Planung:

    Ingenieurbüro Gutmann, Kempten

     

    Freianlagenplanung:

    Geiger & Waltner Landschaftsarchitekten, Kempten

     

    Brandschutz:

    Ingenieurbüro Haug, Wertach

     

    Baustatik:

    Zilch + Müller Ingenieure, München

     

    Fotografie:

    Joern Blohm, München

    AZ / Ralf Lienert

    F64 Architekten

    Der Schulkomplex mit rund 10.000 m² Nutzfläche wurde in verschiedenen Bauphasen zwischen 1962–2006  entwickelt. Aufgrund der Ausrichtung als fünfzügiges Gymnasium und des gestiegenen Raumbedarfs mit Einführung von gebundenen Ganztagesklassen und des sogenannten G9 in Bayern wurde der Komplex umgebaut und der Ursprungsbau generalsaniert.

    In diesem Zuge wurden die Funktionsbereiche im Zentralbau neu strukturiert, dem aktuellen Bedarf angepasst, organisatorisch verbessert und um Flächen für eine Aula im bislang kaum frequentierten Innenhof erweitert.

     

    Umbau und Generalsanierung Zentralbau

    Entsprechend der Anforderungen an zeitgemäße Unterrichtsräume und neue Schulkonzepte wurden die Innenräume des viergeschossigen Zentralbaus barrierefrei umgebaut. Der Flächenbedarf der Schule konnte durch Umbaumaßnahmen, organisatorische Verbesserungen im bestehenden Gebäude und durch Aktivierung bislang nicht genutzter Flächen entwickelt werden. Somit entstanden im bestehenden Gebäudevolumen sechs neue Klassen- und Gruppenräume. Im obersten Geschoss fand die neu eingeführte gebundene Ganztagesschule der Jahrgangsstufen fünf und sechs mit Gruppenräumen und Intensivflächen ihren Ort.

    Durch den Rückbau von zwei Treppenräumen wurden bisherige Flurzonen im Sinne einer Cluster-Nutzung in Intensivzonen umgewandelt. Es entstanden Räume für Gruppen- und klassenübergreifendes Arbeiten in der Oberstufe. Der Verwaltungs- und Lehrerbereich wurde im Gebäude auf einer Ebene zusammengefasst, wodurch für den künftigen Betrieb erhebliche organisatorische Verbesserungen zu erwarten sind. An zentraler Stelle im Gebäude wurde die Bibliothek eingerichtet, die in zwei Zonen ein differenziertes Raumangebot auch für Gruppenarbeiten bietet.

    Baukonstruktiv wurde die marode Stahlbetonkonstruktion im Innenhof instandgesetzt und der konstruktive Brandschutz der Decken im gesamten Gebäude überprüft und in Teilbereichen ertüchtigt.

     

    Erweiterung Aula

    Im Herzstück des Zentralbaus entstand die Aula. Dazu wurden Teilflächen des Innenhofs mit einer stützenfreien Spannbetonkonstruktion überbaut, das Höhenniveau des Innenhofs abgesenkt und unter Einbeziehung des angrenzenden Flures zu einer Aufenthalts- und Veranstaltungsfläche auf zwei Ebenen zusammengeführt. Die Dachfläche wurde als Lese-Terrasse für die neue Bibliothek genutzt. So konnte der bislang wenig frequentierte Innenhof über Aula und Bibliothek mit Leseterrassen aktiviert werden.
    Im Zuge der Sanierung der Außenwände im Innenhof wurden unterhalb der Aula Räume für eine zentrale Lüftungs- und Elektrotechnik geschaffen.

     

    Flankierende Maßnahmen in den Satellitengebäuden

    Wegen bautechnischer Mängel u.a. beim Brandschutz waren auch in den Erweiterungsbauten und Sporthallen ergänzende Maßnahmen erforderlich. So wurden in allen Bauteilen zwei bauliche Rettungswege erstellt und Schadstoffsanierungen mit flankierendem Innenausbau durchgeführt. Der erste Bauabschnitt wurde als vorbereitenden Maßnahme bereits 2015 abgeschlossen und umfasste den Rückbau brennbarer Materialien aus den notwendigen Fluren und Treppenräumen, eine Schadstoff- und Chlorid-Sanierung im Umkleide- und Flurbereich von Sporthalle 1 und Mittagsbetreuung, den Umbau von zwei EDV-Räumen und dem Fremdsprachenlabor in Klassenräume.

     

    Klimaschutz und Energie
    Nach den Energieleitlinien der Stadt Kempten wurde der Erweiterungsbau im Passivhausstandard und die Sanierungsbereiche mit Passivhauskomponenten errichtet. Heizenergie erhält der Schulkomplex über das zentrale Fernwärmenetz der Stadt Kempten. Auf dem Gebäude sind PV-Anlagen zur Stromgewinnung installiert. Als erste Schule in Süddeutschland erhielt das Hildegardis-Gymnasium Kempten den Titel 'Klimaschule 2018' des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung der Stadt Hamburg. Mit der Auszeichnung verpflichtet sich die Schule bis 2026 klimaneutral zu sein. In jeder Klasse wurden zwei sogenannte Klimabotschafter gewählt. Seitdem führten die Schüler die Mülltrennung im Schulgebäude ein. Außerdem wurde der Bioanteil im Mittagessen um 25 Prozent erhöht.

     

    Barrierefreiheit, Orientierungs- und Leitsystem
    Über ein Auditierungsverfahren wurden Barrieren und Schwellen im Gebäude und in den Freianlagen analysiert und auf Basis des ‚Leitfadens für barrierefreies Bauen‘ im Zuge der Umbauarbeiten sowohl baulich beseitigt als auch technisch bspw. für höher eingeschränkte Personen mit Induktionsschleifen in Aula und Theatersaal unterstützt. Flankierend dazu erleichtert ein übergreifendes Innenraum- und Farbkonzept und die Einführung eines Orientierungs- und Leitsystems auf Grundlage des ‚Gütersloher Modells‘ die Orientierung im Gebäude für Schüler und Besucher.

     

    Digitalisierung und Medienkonzept
    Im Verlauf der Planung wurden über Musterräume verschiedene Ansätze zur Umsetzung digitaler Lehrkonzepte getestet. Die Schule entschied sich für eine Kombination aus klassischer Kreidetafel und über digitale Endgeräte wie Dokumentenkamera per Beamer ansteuerbare Projektionsflächen in allen Klassen- und Fachräumen. Über die Beschaffung von vier mobilen Laptop-Einheiten kann zudem der EDV-Unterricht künftig fächerübergreifend in allen Klassenräumen stattfinden.

     

    Bauen im laufenden Betrieb

    Die Gesamtmaßnahme wurde in acht Bauabschnitten bei jeweils laufendem Schulbetrieb realisiert. Im Zuge der Planung war in intensiver Zusammenarbeit mit der Schule ein Konzept zur Gliederung der Bauabschnitte entwickelt worden, die ohne kostenintensive Auslagerungen auskommt.
    Mit Fertigstellung der neuen Räume wurde das Projekt mit dem Rückbau eines vor rund 30 Jahren temporär errichteten Pavillons abgeschlossen. Auf der frei werdenden Fläche werden die Außenanlagen der Mittagsbetreuung erweitert und mit ergänzendem Freiflächenangebot für die Schule neu gestaltet.

    Bild zum Projekt Hildegardis-Gymnasium in Kempten
    Bild zum Projekt Hildegardis-Gymnasium in Kempten
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