Städtebaulich optimierter Lösungsvorschlag für die funktionale Aufteilung und Gestaltung der Straßen- und Platzräume in der Oberen Vorstadt von Albstadt-Ebingen, Einstufiger Realisierungswettbewerb, 3. Preis

    Auftraggeber:

    Stadt Albstadt

    Wettbewerb:

    Einstufiger Realisierungswettbewerb mit Auswahlverfahren - 3. Preis

    Projektzeiten:

    Planung: 2007-2008

    Projektbeteiligte:

    in Arbeitsgemeinschaft mit Realgrün Landschaftsarchitekt, München

    Erlebnisraum Innenstadt / Spurensuche + Wiederentdeckung 
    Stadtraum + Stadtboden

    Ziel des vorgeschlagenen Gestaltungskonzeptes ist die Neubestimmung einer prominenten innerstädtischen Situation im Kontext verschiedenster zeithistorischer Veränderungen, Zerstörungen, Überformungen und Umnutzungen. Die Stadträume Marktstraße / Obere Vorstadt / Kirchengraben und Ziegelplatz mit den anschließenden Quergassen werden wieder differenziert und kontextuell erfahrbar.
    Fane und profane Stadtstrukturen, wie Marktstraße mit Rathaus und das Kirchenumfeld an der Martinsstraße / Kirchengraben werden entsprechend ihrer stadthistorischen Bedeutung in eine spannungsreiche Beziehung gesetzt. Die Lage der ehemaligen Stadttore wird durch Belagsintarsien aus geprägten Cortenstahlplatten dezent sichtbar gemacht.
    Im Gegensatz zu einer rein rekonstruktiven Herangehensweise ist das vorgeschlagene Gestaltungskonzept von einer interpretativen abstrakten Darstellung der historisch begründeten Stadträume bestimmt. Der Altstadtboden wird als homogener, durchgängiger Granitpflasterbelag neu definiert. Die Marktstraße erfährt ihrer historischen Bedeutung entsprechend eine subtile Überhöhung im Format und Zeichnung durch eingelegte Granitplattenbänder in den äußeren Gehbereichen. Der Marktbrunnen, sowie die Bestandsbäume und Fahnenmasten am Rathaus werden in das Gestaltungskonzept integriert. Neue architektonische Akzente werden durch Ausstattungselemente wie Bänke und Lichtstellen gesetzt. Alte Fassaden und neue Designelemente treten somit in einen spannungsvollen Dialog.
    Das Entwurfskonzept kann langfristig auch auf die weiteren direkt angrenzenden Bereiche der historischen Altstadt ausgedehnt werden. Auf eine Profilierung der Verkehrsflächen mit Hochborden wird bewusst verzichtet, der niveaugleiche Ausbau ist für die Plätze, Straßen- und Gassenräumen im Altstadtbereich bestimmend. Entwässerungsgerinne werden barrierefrei mit Granitzeilerrinnen hergestellt.
    Die Neuordnung der Verkehre orientiert sich am „Regensburger Modell“ - d.h. ein bewusster Verzicht auf die Hierarchisierung und differenzierte Ausgestaltung der verschiedenen Verkehrsbereiche. Lichtmastenreihe, Metallnägel und Poller dienen als Leitlinien auf dem niveaugleich ausgebauten Stadtboden. Die Umwidmung in eine 7 km/h - Zone wird vorgeschlagen. In der Marktstraße wird Kurzzeitparken angeboten.

    Durch die in der Planung vorgeschlagene durchgängige Umgestaltung des Bereiches Obere Vorstadt und Kirchengraben wird der stadträumlich und historisch bedeutsame Bezug zwischen der mittelalterlich begründeten Kernstadt - dem Hufeisen - und der umgebenden Grabenbereiche im Übergang zu den gründerzeitlich geprägten Stadtentwicklungsbereichen wiederhergestellt. Sinnbildlich werden die heutigen Straßenräume des ehemaligen Grabenbereiches mit Straßenbäumen bepflanzt. Leitbaum ist die Wildbirne. Der vorhandene Baumbestand im Kirchengraben wird in das Gestaltungskonzept integriert. Die Parkierung wird neu geordnet.
    Der Stadtraum „Oberen Vorstadt“ wird von seiner verkehrsdominierten Nutzung befreit und durch die neue Gestaltung in seiner Erlebbarkeit und Aufenthaltsqualität gestärkt. Lediglich im oberen Bereich wird eine Kurzzeitparkierungszone angeboten. Der untere Bereich wird mit Neupflanzungen und Brunnenbecken als attraktiver Aufenthaltsbereich im Übergang zum Oberen Tor und Marktstraße neu gestaltet. Das bestehende Treppenpodest wird entfernt und durch eine neue Mauer- und Treppenanlage ersetzt. Als lineares Element stärkt diese Baumaßnahme den langgestreckten Stadtraum und entwickelt eine attraktive Terrassenfläche mit neuer Aufenthaltsqualität. Der Kirchengraben wird entsprechend dem vorbeschriebenen Leitbild umgestaltet. Eine Schrägparkierungszone unter Bäumen ordnet hier den ruhenden Verkehr.
    Für die außerhalb des ehemaligen “Schweinthores“ gelegenen Straßenräume (Sonnenstraße und Gartenstraße) werden entsprechend der gründerzeitlichen Entstehungszeit konsequent höhenprofilierte Straßenquerschnitte mit unterschiedlich ausgestalteten Geh- und Fahrbahnen vorgeschlagen. Parkplätze werden als Längsparker entlang der Fahrbahn organisiert.
    Der Ziegelplatz dient maßgeblich dem Nachweis von innenstadtnahem Parkraum. Alternativ ist hier der Neubau einer Tiefgarage möglich. In Anlehnung an seine ursprüngliche Funktion als Ziegelhütte und Lagerplatz für Baumaterialien werden die Oberflächenbeläge der Parkplätze in Klinkerbauweise mit Rasenfugen vorgeschlagen. Der Platz wird mit Baumpflanzungen frei überstellt. Für Stadtfeste, Flohmärkte oder ähnliche öffentliche Veranstaltungen kann er als multifunktionaler Platzraum im Bereich der Kernstadt temporär mitgenutzt werden.

    Bild zum Projekt Wettbewerb Straßen und Plätze in Albstadt
    Bild zum Projekt Wettbewerb Straßen und Plätze in Albstadt
    Bild zum Projekt Wettbewerb Straßen und Plätze in Albstadt
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