Neubau einer 3-fach Sport- und Mehrzweckhalle und eines Hackschnitzel-Heizwerks in Stadtbergen

    Adresse:

    Am Sportpark 2

    86391 Stadtbergen

    Auftraggeber:

    Stadt Stadtbergen

    Architekturpreis:

    ByAK - Beispielhafte Bauten Energieeffizienz

    Wettbewerb:

    gewonnenes VOF-Verfahren

    Beauftragte Leistung:

    LPH 1-9 HOAI

    Projektzeiten:

    Planung: ab 05/2013

    Bauzeit: 05/2014 - 10/2015

     

    Projektgröße:

    Sporthalle:

    BRI: 23.186 m3

    BGF: 4.751 m2

    NF: 3.196 m2

    VF: 754 m2

    TF: 226 m2

     

    Hackschnitzelheizwerk:

    BRI: 1.214 m3

    BGF: 190 m2

    Baukosten:

    Sporthalle:

    8,8 Mio € inkl. MwSt. (KG 200-700)

     

    Hackschnitzelheizwerk:

    0,7 Mio € inkl. MwSt. (KG 200-700)

    Energiestandard:

    Primärenergiebedarf < 38 % Höchstwert EnEV 2009

    Projektbeteiligte:

    Tragwerksplanung:

    Dr. Schütz Ingenieure, Kempten

     

    HLS-Planung:

    Ingenieurbüro Donik, Gersthofen

     

    Elektro-Planung:

    Ingenieurbüro Rebholz, Augsburg

     

    Freianlagenplanung:

    Eger & Partner BDLA, Augsburg

     

    Visualisierung:

    killius ernst architekten, München

     

    Fotografie:

    Peters Fotodesign, Amerang

    www.peters-fotodesign.com

     

    Städtebau

    Das Baugrundstück liegt auf einer ehemaligen Ackerfläche am südöstlichen Ortsrand von Stadtbergen (Schwaben). Östlich der neuen Halle befindet sich das Gartenhallenbad mit Liegewiese. Die Umgebung im Norden besteht aus einer kleinkörnigen Ein- und Mehrfamilienhausbebauung. Im Westen und Süden grenzen landwirtschaftliche Flächen an. Auf dem Grundstück befindet sich östlich eine 110-kV Hochspannungsfreileitung. Die Schutzzone von 2x 25 m zur Leitungsachse war freizuhalten. Die Freileitung und der aus Schallschutzgründen zwingend im Süden anzulegende Parkplatz haben den Standort der neuen Halle definiert.

    Durch die Absenkung der Halle um ein Geschoss zum Gelände wird die städtebaulich wirksame Kubatur des 70,35 x 46,6 m großen Baukörpers minimiert. Die horizontale Höhenstaffelung und Gliederung der oberirdischen Gebäudeebene in einen niedrigeren ringförmigen Zuschauer- und Garderobenbereich und ein zurückgesetztes in der Mitte erhöhtes Hallendachtragwerk verringert die Traufhöhe des Gebäudes auf ca. 4,20 m.

     

    Erschließung und Funktionalität

    Von der Heinrich-Gerlach-Straße im Osten wurde eine neue Zufahrt zur Sport- und Mehrzweckhalle und dem südlich vorgelagerten Parkplatz mit insgesamt 166 Stellplätzen geschaffen.

    Auf der Eingangsebene sind drei Eingänge angelegt: Der Schülereingang von Nordwesten mit fußläufiger Anbindung an die Mittelschule, der Sportlereingang und der Zuschauereingang im Süden als Zugang vom Parkplatz. Die Zuschauer- und Tribünenbereiche werden über das Foyer schwellenlos angebunden. Die Spielfeldebene ist um die Höhe der Tribüne um ca. 3,25 m zur Zuschauerebene abgesenkt. Die Fest- und Teleskoptribünenplätze werden von den Besuchern über den Zuschauergang erreicht. Die Stehplätze befinden sich rund um die Halle entlang des arkadenartigen Stützenumgangs. Der Umkleidetrakt im Westen wird durch Sportler- und Schülereingang über einen Sportlergang erschlossen. Von den Umkleide- und Sanitärbereichen sind die drei Einzelhallen über drei Treppen zu erreichen. Im Untergeschoss sind neben dem Sportfeld mit Übermaß von 46 x 30 m u.a. großzügige Sportgeräteräume und Lagerräume für mobile Tribünen und Bühnen sowie Technikräume vorgesehen.

    Bei Sporthallennutzung z.B. bei einem Fußballturnier ist eine Kapazität von 700 Sitzplätzen auf Teleskop- und Festtribüne und ca. 300 Stehplätze, also insgesamt ca. 1000 Zuschauerplätzen erreichbar. Bei einem Basketballspiel können durch den Einsatz zusätzlicher Mobiltribünen auf der Sporthallenfläche weitere 500 Sitzplätze, in der Summe insgesamt ca. 1.500 Sitzplätze ermöglicht werden.

    Bei einer Mehrzwecknutzung mit Mobilbühne sind auf Teleskop- und Festtribüne und Parkettbestuhlung in der Sporthalle max. 1.800 Sitzplätze möglich.

    Der barrierefreie Zugang zu allen Geschossen erfolgt über einen Personenaufzug mit einer Kabinengröße von 210 x 110 cm. 

    Über einen Doppelscherenhubtisch, Plattformgröße 330 x 170 cm und Tragkraft ca. 2000 kg, wird der Materialtransport der Ausbaugewerke und die Anlieferung von Geräten und Einrichtungen im Betrieb gewährleistet. Das Umfeld der Halle wird im Norden und Osten von einer großen parkartigen Rasenfläche mit leichten Geländemodellierungen und Baumpflanzungen mit einheimischen Laubbäumen umgeben.

     

    Tragkonstruktion und Materialität

    Das Gebäude ist vollständig aus kerngedämmten Betonwänden als Halbfertigteilkonstruktion ausgeführt. Dabei bleiben äußere und innere Wandflächen weitgehend sichtbar. Das präzise ausformulierte Fugenbild der Betonflächen erklärt die Konstruktionsart aus vorfabrizierten Bauteilen. Die anthrazitbeschichteten Rahmen der Verglasungselemente wie Türen, Fenster und Fassadenflächen ergeben ein differenziertes Wechselspiel mit den Betonflächen. Die Böden sind mit einer anthrazitgrauen Industriebodenbeschichtung bzw. Sportlinoleum beschichtet. Im Innenraum korrespondieren hölzerne Türen, Binder des Tragwerkes und hölzerne Verkleidungen der Sporthallenwände mit den hellgrauen Sichtbetonwänden. Der Tribünenumgang und das Foyer sind mit weißen Akustiklochplatten ausgeführt. 

    Die innovative Holzdachkonstruktion der neuen Halle ist aus konventionellen Brettschichtträgern und Mehrschichtplatten hergestellt. Der Achsabstand der Doppelträger-Konstruktion beträgt ca. 2,65 m, weshalb die Konstruktionshöhe mit 2 m trotz ca. 33 m Spannweite entsprechend gering gehalten werden konnte. Die Dachhaut wurde aus einer Holzmehrschichtplatte hergestellt, die gleichzeitig die fertige Untersicht ist. Auf eine zusätzliche Sekundärkonstruktion für die Dachhaut konnte dadurch verzichtet werden. Insgesamt wurde eine ressourcensparende und wirtschaftlich effiziente Bauweise gewählt. Die werkstoffgerechte Verwendung der nur 14 cm dicken vertikalen Brettschichtträgern und der 10 cm dicken horizontalen Mehrschichtplatten ermöglicht ein reduziertes Schwindverhalten. Zusätzlich wurden die Verbindungsmittel so gewählt, dass ein Schwinden in Querrichtung nicht behindert wird. Besonders innovativ ist, dass je zwei Brettschichtträger mit der Mehrschichtplatte zusammengefügt und mit vertikalen 1 m hohen Rippen stabilisiert wurden. Somit entsteht eine Trägerkonstruktion, die auch im Transport- und Einhubzustand ausgesteift ist, was die Montage deutlich erleichtert. Dadurch entstanden 18 modulare Doppelträger-Konstruktionen, die sehr schnell und sicher montiert werden können, da sie nicht zusätzlich ausgesteift werden müssen. Nach der Montage der einzelnen Träger auf die Lager, wurden die Bauteile miteinander kraftschlüssig verbunden und zu einer homogenen Dachscheibe ausgebildet, die das Dach stabilisiert. Das Dach der neuen Halle wurde innerhalb von nur drei Tagen Baustellenmontage wasserdicht geschlossen. Die termingerechte Fertigstellung wurde u.a. durch eine kurze Montagezeit des Daches erreicht. Die Vormontage im Werk erfolgte durch die modulare Bauweise effizient innerhalb einer Woche. Die gewählte Lösung ist eine robuste Konstruktion. Sie ist vollständig zugänglich und damit sehr gut zu warten und zu überprüfen. Eine gute Wirtschaftlichkeit in Unterhalt und Betrieb ist deswegen zu erwarten. Die Dacheindeckung mit einer 2%-Gefälledämmung und die planmäßige Überhöhung der Träger um 8 cm sichern eine dauerhafte Dachentwässerung. Auf jegliche Anstriche, insbesondere Brandschutzanstriche, des Tragwerks konnte entsprechend dem Brandschutznachweis, trotz Einstufung als Versammlungsstätte, verzichtet werden. Durch die in der Untersicht unauffällige und ruhige Trägerrostkonstruktion ohne Stabwerke, Fachwerkträger, Unterspannungen etc. werden Ablenkungen und Störungen der Konzentration der Sportler minimiert. Trennvorhänge und Leuchten verschwinden im Zwischenraum der Doppelbinder, Abhängungen von Geräten sind im eingeklappten Zustand aufgeräumt.

     

    Energieeffizienz

    Das neue Gebäude verfügt über eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die Anforderungen der ENEV 2009 bezüglich Primärenergiebedarf und energetischer Qualität der Gebäudehülle können nach vorgesehenem künftigen Anschluss an ein regeneratives Hackschnitzel-Fernwärmenetz um mehr als 1/3 unterschritten werden.

    Die neue Hackschnitzelheizung in eigenem Gebäude für Gartenhallenbad und Sport- und Mehrzweckhalle ermöglicht eine sehr effiziente und kostensparende Wärme- und Warmwasserversorgung beider Gebäude.

     

    Veröffentlichungen

    Architekturführer Region Augsburg/Schwaben des Schwäbischen Architekten und Ingenieurvereins, Peter Wossnig, Wolfgang Weise u.a., context Verlag Augsburg, 2017.

     

     

    Bild zum Projekt Sport- und Mehrzweckhalle in Stadtbergen
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