Entwicklung einer städtebaulichen Leitidee auf dem Gelände des Allgäuer Brauhauses Kempten, 2-stufiges Verfahren als Mehrfachbeauftragung, 2. Preis

    Auftraggeber:

    Recommerz Grundbesitzgesellschaft mbH, Höchstadt

    Wettbewerb:

    2-stufiges Verfahren als Mehrfachbeauftragung

    - 2. Preis

    Projektzeiten:

    Planung:

    1. Phase 2006

    2. Phase 2010

    Projektbeteiligte:

    Freianlagenplanung:

    Marita Zinth, Immenstadt

    Zielsetzung

    Die vorgeschlagene städtebauliche Entwicklung des Geländes des Allgäuer Brauhauses im Zentrum von Kempten verfolgt drei Grundziele: Zum Einen soll durch den Erhalt und die Umnutzung einiger schützenswerter Brauereigebäude des Allgäuer Brauhauses die lange Tradition des Bierbrauens als Teil der Kemptener Stadtgeschichte weiterhin erlebbar bleiben. Andererseits soll das Grundstück mit zusätzlichen neuen Gebäuden und Nutzungen wirtschaftlich verwertet werden. Dabei sollen städtebauliche Qualitäten sowohl innerhalb des neuen Quartiers als auch in den angrenzenden Straßenräumen geschaffen werden. Weiterhin soll durch die Planung eines zusätzlichen Parkplatzangebotes Infrastruktur für das östlich angrenzende Zentralhaus entstehen.

     

    Erhalt des Sudhauses und Rekonstruktion der Fasshalle

    Im Zentrum des Quartiers wird als Referenz an die besondere Vergangenheit des Ortes der neue Sudhausplatz angelegt. Das Sudhaus dient durch sein äußeres Erscheinungsbild im Stadtraum seit Jahrzehnten als wichtigstes Erkennungsmerkmal des Quartiers in Kempten. Wenngleich bei der vorgeschlagenen Bebauung auch ohne das Sudhaus ein hochwertiger Platzraum entsteht, so empfehlen wir dennoch dringend den Erhalt dieses prägenden Gebäudes. Hier könnte eine Schaubrauerei mit Brauereiwirtschaft eingerichtet werden. Vielleicht möchte auch das Allgäuer Brauhaus in den Obergeschossen ein Biermuseum einrichten, um seine Präsenz am alten Standort fortzuführen. Die ehemalige Fasshalle wird auf ihre ursprüngliche Abmessung und Dachform rückgebaut und rekonstruiert. Durch diese Freistellung im Straßenraum der Königstraße und Hirnbeinstraße wird der historische Heydeckerbau ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Gleichzeitig entsteht mit dem neuen Vorbereich im Süden ein wichtiger Zugang zum Sudhausplatz. Verschiedene Freizeiteinrichtungen wie Bowling, Tanzzentrum und Gastronomie können im Gebäude integriert werden. Entscheidend ist die Anbindung an den zentralen Sudhausplatz mit seinem attraktiven Freiflächenpotential.

     

    Städtebau

    Ein winkelförmiger Neubau entlang der Hirnbeinstraße formuliert die südlichen Raumkanten des Sudhausplatzes. Die Gebäudehöhe orientiert sich an der benachbarten Hypo- Vereinsbank. Im Gebäude können das Reformhaus, Arztpraxen und andere Dienstleistungen ihren Platz finden. Die TG- Abfahrt wird in den Baukörper integriert, damit die fußläufige Anbindung an die Bahnhofstraße nicht gestört wird.
    Die Bebauung im nördlichen Grundstücksteil greift den Maßstab und die Traufhöhe des denkmalgeschützten Brauhaus-Verwaltungsgebäudes auf und nimmt Bezug auf die Stadtvillen entlang der Beethoven- und der Königstraße. Neben verschiedenen Dienstleistungsnutzungen können in den Ober- bzw. Dachgeschossen auch attraktive Wohnungen angeboten werden. Die kleine introvertierte Parkanlage ist eine grüne Stadtoase, die auch dem Hotelturm ansprechende Blickbeziehungen nach Westen bietet.
    Die bestehenden unruhigen Gebäuderückseiten entlang der östlichen Grundstücksgrenze werden durch Ergänzungsbauten zu gestalteten „Vorderseiten“: Westlich vor dem Parkhotel schirmt ein zweigeschossiger Baukörper das Quartier von der Anlieferfläche der Kaufhäuser ab und integriert die TG-Zufahrt von der Beethovenstraße. Im OG kann die Verkaufsfläche des Zentralhauses direkt an den Sudhausplatz und das neue Parkhaus angeschlossen werden. Ein angegliederter Dienstleistungsbereich orientiert sich nach Süden und zum Sudhausplatz.

     

    Freianlagengestaltung

    Die Freiflächengestaltung gliedert sich in zwei Hauptbereiche, den nördlichen und den südlichen Teil. Der nördliche Bereich wird zur halböffentlichen, ruhigen, introvertierten Grünanlage für Anwohner. Dieser „Garten“ reicht bis an den Straßenraum und wird durch einen Zaun gefasst, der sich an ausgewählten Stellen öffnet. Durch untergeordnete Wege ist eine Anbindung an den öffentlichen Raum gegeben. Bänke unter Bäumen laden zum Verweilen ein. Der südliche Bereich wird zum öffentlichen, belebten, multifunktionalen Freibereich, dessen Zentrum der  Sudhausplatz bildet. Er fügt sich in die klaren Geometrien der Architektur präzise ein und wird durch eine regelmäßige Baumpflanzung am Rand und einen Belagswechsel als weiterer „Raum“ wahrgenommen und erlebbar. Durch die freie Mitte entsteht eine großzügige Platzfläche, welche verschiedenste Nutzungen zulässt. Für sämtliche Arten von Gastronomie bietet der Sudhausplatz einen Außenbereich, zum Beispiel für einen Biergarten. Der südliche Vorbereich der Fasshalle öffnet sich dem Straßenraum und kann als sonnige Caféterrasse genutzt werden.

     

    Parkierungskonzept

    Das Parkierungskonzept wurde so gewählt, dass eine abschnittsweise Realisierung möglich wird. P 1: Die südliche zweigeschossige Tiefgarage wird von der Hirnbeinstraße aus erschlossen, versorgt die Fasshalle, die Bebauung an der Hirnbeinstraße und ggf. das Sudhaus. Eine Erweiterung nach Osten mit Anbindung an die Tiefgarage der Hypo- Vereinsbank ist möglich. P 2: Das zentrale Parkhaus mit ca. 30% der gesamten Stellplätze sorgt für die Vertikalerschließung. In Verbindung mit P 3.1 kann so als eigenständiger Abschnitt der Umbau des Zentralhauses  realisiert werden. Die Parkebenen sind auf das Sinn-Leffers-Parkhaus abgestimmt. So könnte künftig ggf. auch auf die eigenständige Erschließung des Sinn-Leffers-Parkhauses über den Anlieferbereich verzichtet werden. P 3.1: Mit der Zufahrt von der Beethovenstraße wird die Parkebene unter dem Anlieferbereich erschlossen und die Anbindung zum Parkhaus und der Zentralhaustiefgarage hergestellt. P 3.2: Die nördliche eingeschossige Tiefgarage wird von der Königstraße erschlossen und versorgt die Dienstleistungsgebäude an der Königstraße und Beethovenstraße. Bei Wegfall des Sudhauses können P1 und P3.2 verbunden werden (ca. 100 zusätzliche Stellplätze).
    Nach Fertigstellung aller Bauabschnitte entsteht eine 3-seitig erschlossene gemeinsame Zentralgarage mit ca. 760-860 Stellplätzen, die mit den Garagen Zentralhaus, Sinn-Leffers und Hypo- Vereinsbank verknüpft sein kann.

    Bild zum Projekt Mehrfachbeauftragung Brauhausgelände, Kempten
    Bild zum Projekt Mehrfachbeauftragung Brauhausgelände, Kempten
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