Erweiterung, Umbau und Generalsanierung Fachoberschule und Berufsoberschule (FOSBOS), Berufliches Schulzentrum Kempten

    Auftraggeber:

    Zweckverband Berufliches Schulzentrum

    Wettbewerb:

    Zuschlag nach VgV-Verfahren, 1. Rang

    Beauftragte Leistung:

    Objektplanung LPH 1-9 HOAI

    Projektzeiten:

    Planung: ab 05/2018

    Bauzeit: 07/2020 - 09/2022

    Projektgröße:

    BA1 Erweiterung:

    BGF 9.099 m2

    BRI 34.732 m3

    NUF 5.646 m2

     

    BA2 Umbau:

    BGF 2.921 m2

    BRI 11.414 m3

    NUF 1.809 m2

     

    BA 1+2 Erweiterung und Umbau/Generalsanierung:

    BGF 12.020 m2

    BRI 46.146 m3

    NUF 7.455 m2

    Baukosten:

    BA 1 Erweiterung:

    KGR 300-400: 16,3 Mio € brutto

    KGR 200-700: 21,5 Mio € brutto

     

    BA 2 Umbau und Generalsanierung:

    KGR 300-400: 5,0 Mio € brutto

    KGR 200-700: 6,5 Mio € brutto

     

    BA 1+2 Erweiterung und Umbau/Generalsanierung:

    KGR 300-400: 21,3 Mio € brutto

    KGR 200-700: 28,0 Mio € brutto

    Energiestandard:

    EnEV 2016

    Primärenergiebedarf <40% EnEV-Referenzgebäude

    Projektbeteiligte:

    Tragwerksplanung:

    Dr. Schütz Ingenieure, Kempten

     

    Brandschutzplanung:

    Anwander, Sulzberg

     

    Elektroanlagenplanung:

    Körbl + Feneberg, Füssen

     

    HLS-Planung:

    Schreiber Ing. Gebäudetechnik, Ulm

     

    Freianlagenplanung:

    Wilhelm Müller, Kempten

     

    Pädagogische Raumkonzeption:

    LernLandSchaft, Röckingen

     

    Visualisierung:

    Rendertaxi, Aachen

     

    Fotografie:

    Rainer Retzlaff, Niedersonthofen

    Vogelperspektive: AZ / Ralf Lienert

    Ausgangslage

    Aufgrund des seit Jahren herrschenden Platzmangels an der Berufs- und Fachoberschule Kempten plant der Zweckverband Berufliches Schulzentrum Kempten eine Erweiterung für die FOSBOS in Kempten, um den Flächenbedarf zu decken. Alle Raumfunktionen, die bislang zum Teil in die benachbarten Berufsschulen ausgelagert wurden, werden neu geordnet. Ein Kerngedanke für die Neubauplanung ist die Schaffung eines Campus, welcher schulübergreifend die Arealgestaltung von FOSBOS und den drei Berufsschulen, der Wirtschaftsschule und der Technikerschule Allgäu bestimmen soll. Ziel war die Einhäusigkeit der FOSBOS, um eine Übersichtlichkeit, ein Zugehörigkeitsgefühl sowie eine Identifizierung für die Schulfamilie mit dem Schulleitbild zu ermöglichen. Dies wurde durch eine Erweiterung des Gebäudes sowie den Umbau des bestehenden Rundbaus realisiert.

     

    Städtebauliche Bestandssituation

    Das Quartier des beruflichen Schulzentrums wurde auf den ehemaligen Gleisanlagen nach dem Abbruch des Kemptener Kopfbahnhofes errichtet. Der Schulkomplex Berufsschulzentrum Kempten wurde in mehreren Bauphasen zwischen 1978 und 1999 fertiggestellt. Städtebaulich und gestalterisch hat sich das gesamte Areal trotz Architekturwettbewerb, Masterplanung und Bebauungsplan seit den achtziger Jahren recht inhomogen entwickelt. Der städtebauliche Entwurfsansatz eines langgestreckten Erweiterungsbaus mit punktueller Verbindung zum zentralen Rundbau hat das Ziel, dem Campus einen „Halt“ zur Kotterner Straße zu geben und dadurch die Stadt- und freiräumlichen Qualitäten des Campus sowie der Freiflächen zu stärken.

     

    Pädagogische Anforderungen und Ziele an das Planungskonzept

    Das pädagogische Raumfunktionsbuch und das zugehörige Raumkonzept wurde vom Büro LernLandSchaft (LLS) gemeinsam mit der FOSBOS Leitung erstellt und das Raumprogramm von F64 Architekten in Abstimmung mit der Regierung von Schwaben finalisiert. Es entstand ein maßgeschneidertes Konzept, das neben den funktionalen und wirtschaftlichen Aspekten auch eine dem Quartier angemessene Architektursprache findet. Die Gebäudearchitektur im Sinne nachhaltiger Entwicklung unterstützt das pädagogische Ziel, die Schüler zur umweltbewussten, verantwortungsvollen Mitgestaltung von Beruf und Gesellschaft zu befähigen. Über eine energiesparende Bauweise hinaus soll eine Lernumgebung im Einklang mit natürlichen Umweltfaktoren wie Licht und Materialien geschaffen und eine optimale Raumnutzung innerhalb des Schulgebäudes möglich werden.

     

    Planerische Anforderungen und Umsetzung im Entwurfskonzept – neues Lernen und Lehren in neuen Räumen

    Die Schule, welche über einen langen Zeitraum einen großen Teil des Lebensraumes darstellt, soll ein Ort des Lernens und der persönlichen Weiterentwicklung sein, an dem man sich wohlfühlt. Eine lichte, freundliche und natürliche Wohlfühlatmosphäre für Schüler und Personal kann durch harmonisches Zusammenwirken verschiedener Gestaltungselemente und Materialien in einem Raum und im ganzen Gebäude zum Lernerfolg und der Berufszufriedenheit beitragen.

    Der Neubau und nach Möglichkeit der Bestandsbau müssen sich anlog zu Studium und Berufsbildern verändern, an schulischen Bildungsanforderungen anpassen können und somit eine möglichst große Flexibilität hinsichtlich der Raumverteilung und -nutzung (Einzel- und Gruppenarbeiten, Präsentationen, Rückzugsorte für Ruhe und Bewegung) aufweisen. Es erfordert zudem eine mit Weitblick und Offenheit für mögliche pädagogische Erfordernisse gestaltete Schule der Zukunft und daher auch eine Architektur, die mittel- und langfristige Veränderungen zulässt.

    Mit der Umsetzung der Barrierefreiheit im gesamten Schulkomplex werden die räumlich benötigten Rahmenbedingungen geschaffen, damit sich Schüler, Lehr- und Verwaltungspersonal mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen künftig im Sinne der Inklusion sicher bewegen, orientieren und aufhalten können. Planerisch integrierte Medientechnik und eine moderne, zukunftsweisende IT-Ausstattung schaffen die Grundlage für die Ziele zur Umsetzung der digitalen Bildung im neuen Gebäude.

     

    Erweiterungsbau FOSBOS

    Der 3-geschossige Erweiterungsneubau wurde mit einem Verbindungsbauwerk an das Bestandsgebäude des 3-geschossigen Rundbaus angeschlossen. Dort befinden sich die weiteren 30 Klassenräume und 5 Differenzierungsräume und Fachräume.

    Der Neubau wurde komplett als Stahlbetonskelettbau errichtet. Das Stützenraster bietet hier für sämtliche oberirdischen Geschosse die größtmögliche Flexibilität. Die Außenwände des Neubaus bestehen überwiegend aus Stahlbetonwänden und -stützen, welche in die Stahlbetonbrüstungen integriert sind. Im Gebäudeinneren ist die Tragstruktur ebenfalls in Stahlbetonstützen aufgelöst. Größtenteils wurden Trockenbauwände und einige wenige tragende bzw. aussteifende Stahlbetonwände an Treppenhäusern, WC-Kernen oder zwischen den Brandbekämpfungsabschnitten ausgeführt.

    Das Cluster der 11. Jahrgangsstufe der FOS befindet sich im Erdgeschoss, das der 12. Jahrgangsstufe der BOS im 1. Obergeschoss und das der 12. Jahrgangsstufe der FOS im 2. Obergeschoss. Fachräume für Chemie, Physik, Biologie, IT etc. sind im südlichen Gebäudeteil im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss in einem Fachraumcluster gebündelt.
    Im Untergeschoss werden die Technik-, Neben- und Abstellräume sowie eine Tiefgarage mit 48 Stellplätzen angeordnet.

    Die gesamte Mittelzone in allen drei Geschossen, die im Wechsel Marktplätze, Innenhöfe, Besprechungs- und Teamräume aufnimmt, ist durch die Innen- und Außenverglasung transparent und offen gestaltet.

    Das Akustikkonzept gewährleistet eine sehr gute Hörsamkeit und Sprachverständlichkeit innerhalb von Raumabschnitten sowie eine akustische Abschirmung auf dem Marktplatz für ein störungsfreies und konzentriertes Arbeiten.

    Die Fassade des Neubaus wurde durch ziegelrote Keramikelemente, die als Reminiszenz an die Ziegelfassaden der Berufsschulen gestaltet werden. Gegliedert wurden die Fassaden durch versetzt angeordnete anthrazitfarbene Bänder aus gekoppelten Holz-Alu-Fenstern. Die Verglasungen sind mit innenliegenden Vorhängen bzw. Rollos ausgestattet. Die Fachräume haben teilweise aufgrund technischer Bedürfnisse eine innenseitige Vollverdunklung, die Fenster des Neubaus einen Sonnenschutz aus Aluminium-Raffstores. Die nutzbaren drei Innenhöfe des Neubaus sind mit Pfosten-Riegelfassaden aus Sonnenschutzglas versehen.

    Die Innenhöfe wurden mit Plattenbändern in extensiven Grünflächen, Sitzquadern und Pflanzbehältern einladend gestaltet. Rankgewächse wie Hopfen und Pfeifenwinde ergeben eine über alle Stockwerke wahrnehmbare Begrünung.

     

    Bestandsbau FOSBOS

    Da das Bestandsbauwerk in der zukünftigen Nutzung zusammen mit dem Erweiterungsbau einer Umorganisation der Raumstruktur bedurfte, in Teilen sanierungsbedürftig war und teils nicht mehr den heutigen Anforderungen (Brandschutz, EnEV, Akustik, Schallschutz etc.) entsprach, wurde ein Umbau mit Generalsanierung durchgeführt.

    Im kompletten Bestandsbau wurden neue Akustik-Anforderungen umgesetzt sowie sämtliche sichtbaren Oberflächen und Teile der Gebäudetechnik ausgetauscht bzw. auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Es wurden umfassende Brandschutzertüchtigungsmaßnahmen durchgeführt, so beispielsweise die Brandschutzverglasung in den Obergeschossen des Atriums. Zur Verbesserung der Lüftungssituation des Atriums wurden vier neue Lüftungsflügel ergänzt sowie das zentrale Atrium-Oberlicht - mit Ausnahme der Tragstruktur - im Sinne einer nachhaltigeren, dauerhaften Sanierung komplett erneuert.

    Im Erdgeschoss wurden hauptsächlich gemeinschaftliche Flächen für Aula mit Pausenverkauf, Bibliothek, Aufenthalt und Medienraum untergebracht, wofür einzelne Wände abgebrochen wurden, um einen weiten offenen Bereich zu generieren.

    Die Verwaltung sowie die Lehrerbereiche wurden in das 1. Obergeschoss gelegt. Im 2. Obergeschoss befinden sich nun die 6 Klassenräume bzw. der Kernlernbereich des 13. Jahrgangs der FOSBOS (Cluster). Die Klassenräume im Bestandsbau haben aufgrund des Rundbaus einen ungünstigen trapezförmigen Zuschnitt und sind teilweise sehr klein. Aus diesem Grunde wird der Großteil der Klassen- und Fachräume in dem neuen Erweiterungsbau untergebracht.

    Der Rundbau bekam eine neue Metallschindelverkleidung, um aufgrund des Rückbaus nicht mehr benötigter Bauteile sowie aufgrund des Anschlusses zum Verbindungsbauwerk verursachte Fehlstellen und Anschlüsse zu kaschieren und dem Rundbau zugleich eine neue Anmut zu geben.

     

    Gebäudetechnik

    Die Wärmeversorgung erfolgt durch einen sekundärseitigen Anschluss von der Berufsschule I an die Fernwärmeversorgung. In allen Räumen des Erweiterungsbaus wird eine ausreichende Durchlüftung durch eine zentrale Lüftungsanlage mit effizienter Wärmerückgewinnung mittels aufbereiteter Außenluft sichergestellt. Das Atrium des Bestandsbaus verfügt über eine maschinelle Entrauchung, durch die es auch temporär belüftet werden kann. Alle Aufenthaltsräume erhalten zusätzlich öffenbare Fenster. Im gesamten Gebäude sind energiesparende LED-Leuchten installiert.

     

    Bild zum Projekt Berufliches Schulzentrum Kempten, FOSBOS
    Bild zum Projekt Berufliches Schulzentrum Kempten, FOSBOS
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